Die Wohlfühlstadt ist das Ziel
Bürgerengagement Der Laichinger Verein „Innenstadtentwicklung“ kritisiert in seiner Versammlung das Prozedere Ibei Baugesuchen – und den Bauausschuss des Gemeinderats. Von Sabine Graser-Kühnle.
In seiner Mitgliederversammlung übte der Laichinger Verein "Innenstadtentwicklung" harsche Kritik am Prozedere bei Baugesuchen und daran, dass Räte es sich, nach Einschätzung der Mitglieder, oft zu einfach machten.
Karin Schur-Neugebauer und Adelheid Merkle-Stumpp haben schon viele Bauausschusssitzungen verfolgt. Immer wieder sei ihnen aufgefallen: Die Räte erhalten im Vorfeld eine schriftliche Beratungsunterlage, jedoch keine Pläne, aus denen Dimensionen und räumliche Distanzen deutlich werden. Ebenso informiere die Verwaltung nicht über Einwendungen von Nachbarn.
Wie jüngst, als der Bauausschuss ein Zehnfamilienhaus in einem Plangebiet mehrheitlich befürwortete, das aus einer „reinen Einfamilienhaussiedlung“ bestehe. Für die Zustimmung zum Baugesuch waren vier Befreiungen nötig. Zwar habe der Verein in einem offenen Brief zuvor auf diese Situation aufmerksam gemacht, jedoch ohne den entsprechenden Erfolg.
Das Hauptproblem erkennt die Architektin jedoch darin, dass dieses Thema der nachbarschaftlichen Einwände in der Gemeindeordnung relativ schwammig ausgearbeitet sei. „Wir erwarten, dass sich die von den Bürgern gewählten Vertreter vor Ort informieren und im Zweifelsfall betroffene Nachbarn kontaktieren“, sagte Karin Schur-Neugebauer. Wolfgang Seeger stimmte den beiden Vorsitzenden des Vereins zu: „Da läuft einiges nicht so, wie es könnte.“
Immer noch betroffen zeigten die Mitglieder sich über die überwältigende Mehrheit, mit der der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen einen förderfähigen Gestaltungsbeirat abgelehnt hatte. „Mittlerweile lassen sich rund 50 Kommunen im Land in ihrer Innenstadtentwicklung von einem solchen Gremium beraten“, berichtete Karin Schur-Neugebauer und Anton Stumpp fragte sichtlich ratlos: „Wovor haben unsere Räte nur Angst?“ Ihre Entscheidungshoheit würden sie ja definitiv behalten.
Ziel des Vereins sowie der weiterhin aktiven Initiative Innenstadtentwicklung sei ein Laichingen, in dem Wohnen, Leben, Frei- zeit und Kultur zur Wohlfühlstadt verbunden werden. Unterstüt- zung erhofft man sich von den Laichinger Architekten Thomas und Matthias Ott. Die sind vor kurzem in den Bund Deutscher Architekten berufen worden.
Eine Auszeichnung, die mit einer städteplanerischen Verantwortung verknüpft ist, findet Karin Schur-Neugebauer. Sie wünsche sich, dass die Architekten Ott sich darüber bewusst wären und den Spagat zwischen Verpflichtung gegenüber den Bauherren und dem Stadtumfeld objektiv leisten könnten. Der Ver- ein will das Gespräch mit den Architekten suchen und hofft auf Impulse im Zusammenhang mit einem Gesamtkonzept für die Laichinger Innenstadt.
Was dieses anbelangt, verwies Schur-Neugebauer auf die zweite Phase der digitalen Beteiligung von Bürgern bei der Entwicklung eines solchen Konzepts. Über den Stadtentwicklungsmanager können derzeit Fragen gestellt werden. „Jetzt können wir ganz konkrete Beiträge beisteuern“, appellierte sie an die Mitglieder zum Mitmachen. Der große Wunsch des Vereins wäre es, dass der Bauausschuss keine „großen und markanten Bauten“ mehr genehmigt, bis das Konzept erarbeitet ist. Ansonsten kritisiere der Verein nicht nur, sondern liefere Lösungsansätze. „Darüber muss man diskutieren“, sagte Karin Schur-Neugebauer.
Passive Teilnehmer beim digitalen Treffen
Videokonferenz Nicht ganz reibungslos verlief diese digitale Videokonferenz des 30 Mitglieder zählenden Bürgervereins. Die Unsicherheit mit diesem für viele noch unbekannten Medium war deutlich spürbar. Karin Schur-Neugebauer und Adelheid Merkle-Stumpp sahen
sich einer sehr passiven Mitgliederschaft gegenüber, nur selten kamen verbale oder über den Livechat schriftliche Rückmeldungen. Was zur Folge hatte, dass die anstehenden Wahlen von Stellvertretern für die Vorsitzenden, Kassier und Beisitzern mangels Bereitschaft zu
kandidieren, nicht durchgeführt werden konnten. Der Punkt wurde auf Dezember vertagt. Der Verein stellte die neu gestaltete Webseite „Innenstadt-Laichingen“ vor. Dort sind unter anderem alle Tätigkeiten und angehen- de Maßnahmen ersichtlich.