Hier soll neuer Wohnraum entstehen
Bauausschuss diskutiert Vorhaben am Hagsbucher Weg – Das ist geplant
LAICHINGEN - Am Hagsbucher Weg in Laichingen soll ein Mehrfamilien- haus mit insgesamt zehn Wohnein- heiten und einer Tiefgarage entste- hen. Die Planungen im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren hatten die Mitglieder des hiesigen Bauaus- schusses jüngst auf ihrem Tisch. Das Vorhaben rief nicht bei allen Gremi- umsmitgliedern Begeisterung her- vor – ebenso nicht beim Bürgerver- ein Innenstadtentwicklung Laichin- gen (BIL), der sich mit einem offenen Brief an Bürgermeister und Gemein- derat richtete.
● Das Vorhaben: Die städtische Sachgebietsleiterin Ellinor Hage- loch erläuterte den Mitgliedern des Bauausschusses die Planungen. Die Bauherrin beantragt den Abbruch der bestehenden baulichen Anlagen und dann die Errichtung eines 16,64 Meter mal 22,76 Meter großen Mehrfamilienhauses. Das Gebäude soll zwei Vollgeschosse und ein be- grüntes Flachdach erhalten. Die ma- ximale Gebäudehöhe liege bei 8,75 Metern. Es sind laut Hageloch elf Stellplätze in der Tiefgarage und fünf oberirdische Stellplätze ge- plant. Die Zufahrt zur Tiefgarage soll von Süden über die Suppinger Stra- ße erfolgen. Das Baugrundstück liegt im Geltungsbereich des Bebau- ungsplans (B-Plan) „Grübler“ – mit der Festsetzung als Mischgebiet. Das Vorhaben überschreite die Bau- grenze im Maximum von 2,2 Metern. Es sollen vier Wohneinheiten im Erdgeschoss, vier Wohnungen im Obergeschoss und zwei Wohnein- heiten im zurückgesetzten Dachge- schoss entstehen.
Bürgermeister Klaus Kaufmann (parteilos) ergänzte, dass das beste- hende Gebäude bereits abgerissen wurde. Er verwies zudem auf das eingegangene Schreiben des Bürger- vereins Innenstadtentwicklung Lai- chingen (siehe Informationskasten).
Das Bauvorhaben benötigt Be- freiungen: Es soll ein Flachdach an- stelle eines Satteldaches entstehen. Die Grundflächenzahl (GRZ) wird um zehn Quadratmeter (drei Pro- zent) sowie die Geschossflächen- zahl (GFZ) um 158 Quadratmeter (24 Prozent) überschritten. Ergänzung von Hageloch:
Nach der aktuellen Baunutzungsverordnung liegt die letzte Überschreitung bei 20 Quadratmetern, also bei drei Prozent. Eine weitere Befreiung werde für die Überschreitung der nördlichen Baugrenze benötigt. Die- se Befreiungen sind laut der städti- schen Sachgebietsleiterin „städte- baulich vertretbar“. Es sei zudem mit der Unteren Baurechtsbehörde darüber gesprochen worden. Die Befreiungen seien in Aussicht gestellt worden. Ein weiterer Hinweis von Ellinor Hageloch, den sie auch anhand von Bildern verdeutlichte: Der Neubau werde niedriger als der Altbestand.
● Die Diskussion im Bauaus- schuss: Für Ausschussmitglied Christian Killius (IGEL) gab es Gründe für und wider des Bau- vorhabens. Ein verdichtetes Bauen im Innen- bereich und die Dachbegrünung würden contra der Dachform stehen. „Die passt nicht rein, fügt sich nicht in die nähere Umgebung ein.“ Killius bemängelte außerdem, dass der Ab- bruch scheinbar schon geschehen, bevor letztlich genehmigt. Er könne dem Vorhaben nicht zustimmen. Zustimmung erhielt er von Dr. Günter Schmid (IGEL). Es sei eine Nach- verdichtung, aber eine „exponen- tielle“. Er habe zudem Sorge, dass Bewohner an der Straße parken würden.
Anders sah das Ausschussmit- glied Bernhard Schweizer (LAB). Er gab zu bedenken, was zuvor an die- ser Stelle stand – Gewerbe, das mit großen Fahrzeugen angefahren wurde. Dann gab es letztlich keine Nutzung mehr. „Was jetzt geplant ist, ist gerade an dieser Stelle prä- destiniert. Insgesamt handelt es sich nach unserem Dafürhalten für ein stimmiges Konzept“, so Schwei- zer. Es handele sich um modernes Wohnen. Es sei eine Lücke, die aus- gefüllt werden müsse. Mit Blick auf die Argumente des Bürgervereins verwies Bernhard Schweizer da- rauf, dass die Stadt letztlich nicht die Genehmigungsbehörde für das Bauvorhaben ist.
Wohnungen anstelle von Gewer- be: Das sei doch eine bessere Varian- te, war Bürgermeister Klaus Kauf- mann der Meinung. „Die Stadt wächst. Wir sind gefordert, dass wir Wohnraum schaffen.“ Im Außenbe- reich gebe es Probleme, Flächen ver- siegeln zu wollen. Kaufmann könne auch verstehen, dass so manches Bauvorhaben nicht jedermanns Ge- schmack sei. Er bat dahingehend um Gesprächsbereitschaft, denn es gebe viele Facetten und Nuancen. Die Stadt Laichingen sei dahingehend gerade dabei, das Thema „Bauen“ zu definieren – im Bereich der Diskus- sionen um die Stadtentwicklung (sie- he Informationskasten).
● Die Abstimmung: Mit einer Enthaltung und zwei Gegenstimmen befürwortete das Gremium das Bau- vorhaben am Hagsbucher Weg.
„Was jetzt geplant ist, ist gerade an dieser Stelle prädestiniert. Insgesamt handelt es sich nach unserem Dafürhalten für ein stimmiges Konzept.“ – Bernhard Schweizer
Offener Brief des Bürgervereins Innenstadtentwicklung Laichingen:
Als Vertretung des Bürgervereins Innenstadtentwicklung Laichingen (BIL) verfassten die Vorsitzenden Adelheid Merkle-Stumpp und Karin Schur-Neugebauer einen offenen Brief zum geplanten Mehrfamilien- haus mit zehn Wohneinheiten und einer Tiefgarage am Hagsbucher Weg. Sie richten sich mit diesem an den Bürgermeister, die Ge- meinderäte und die Mitglieder des Bauausschusses.
Im offenen Brief ist zu lesen: „Bereits in der letzten Bürgerfrage- stunde erkundigten wir uns nach der geplanten Vorgehensweise durch die Stadtverwaltung und den Gemeinderat wegen der Anlieger-Einsprüche und erhielten von der Stadtverwaltung leider nur eine ausweichende Antwort. Seit Wochen steht an dem betreffenden Grundstück ein Bauzaun, der Elektroanschluss, sowie der Baukran sind bereits vorhanden. Das heißt: Die Baustelle ist wohl schon eingerichtet. Und das, bevor der Bauantrag dem Bauausschuss vor- gelegt wurde. Es besteht ein Bebauungsplan, der, sollte der an- stehende Bauantrag genehmigt werden, gleich vier Befreiungen benötigt. Werden diese Befreiungen erteilt, müssen in der Folge ähnliche Befreiungen auch an nach- folgende Bauvorhaben erteilt wer- den.“ Dahingehend gebe es auch Sorgen der Anlieger.
Im Bereich „Grübler“ gebe es bisher kein vergleichbares Gebäude oder Bauvorhaben, auf das man mit Ähnlichkeiten verweisen könnte. „Warum sollen hier wieder massive Ausnahmegenehmigungen trotz bestehender Bebauungspläne erteilt werden, die auf Kosten der ganzen Siedlung gehen?“, fragen die Vorsitzenden. (msc)
Weitere Informationen zum Bür- gerverein Innenstadtentwicklung Laichingen, den Zielen und Po- sitionen gibt es unter:
●» innenstadt-laichingen.de